Den Feldlerchen am Schamserberg auf der Spur

Gemähte Wiesen unterhalb des Piz Beverin.

3. Dezember 2017 – Im letzten Sommer hatte ich Gelegenheit, zwei Biologinnen bei ihrer Arbeit am Schamserberg einen Vormittag lang zu begleiten. Pauline Aelvoet und Claire Guyot kartierten im Auftrag der Schweizerischen Vogelwarte die Brutpaare der Feldlerchen in den Wiesen oberhalb der Dörfer Lohn, Mathon und Wergenstein. Sie suchten auch nach Nestern in den Wiesen, um den Bruterfolg und allfällige Konflikte mit der Landwirtschaft zu dokumentieren.

Ich war beeindruckt, wie die beiden Biologinnen vorgingen. Sie beobachten die Feldlerchen mit ihren Fernrohren. Tragen die Vögel Halme im Schnabel, sind sie am Nester bauen. Landen sie beispielsweise immer am gleichen Ort in einer Wiese, könnte sich dort ein Nest befinden. Dann füttern die Vögel die Nestlinge mit Insekten. Verschwinden sie in einer Wiese immer an etwas anderen Orten, so füttern sie vielleicht die jungen Vögel, die sich bereits frei in der Wiese ums Nest herumbewegen, aber noch nicht fliegen können.

Die Suche der Nester gleicht dem Aufspüren einer Nadel im Heuhaufen. Könnte sich an einem Ort ein Nest befinden, wird vorsichtig vorgegangen. Pauline Aelvoet und Claire Guyot lotsen sich dabei gegenseitig mit der Hilfe von Handfunkgeräten durch die Wiesen (vgl. Beitrag im romanischen Fernsehen). Die Neststandorte markieren sie diskret mit Klebband (vgl. Foto). Und wenn sie sich zu einem Nest begeben, so wählen sie stets einen anderen Weg zurück, um möglichst wenig Spuren hinterlassen, die einem hungrigen Fuchs auf der Suche nach Beute helfen könnten.

Der Schamserberg entpuppte sich als eigentlicher Hotspot für die Feldlärchen. Im Frühsommer 2016 zählten die beiden Biologinnen insgesamt 236 Feldlerchenreviere. Das sind gemäss einer aktuellen Schätzung ungefähr so viele wie im ganzen Kanton Zürich (vgl. Medienmitteilung BirdLife Zürich). Es handelt sich dabei um die wohl wichtigste Population im Schweizer Berggebiet.

Ein Mosaik aus wenig intensiv und extensiv genutzten Wiesen begünstigt das Überleben der Bodenbrüter. Es hat seinen Ursprung in der starken Aufteilung der Flur in unzählige kleine Parzellen. Eine Besonderheit am Schamserberg: Damit sich die Bauern im Gelände besser orientieren können, lassen sie am Parzellenrand oft einen schmalen Streifen Gras stehen. Diese sogenannten Grenzhunde (auf romanisch «tscharneglias») sind ein typisches Merkmal der Kulturlandschaft am Schamserberg. Mit der vorgesehenen Gesamtmelioration im obersten Teil des Schamserbergs, bei der die kleinen Parzellen zu grösseren zusammengelegt werden, wird in den nächsten Jahren allerdings ein guter Teil der Grenzhunde verschwinden.

Ideales Wetter zum Heuen (18. Juli 2017).

Blick über den Schamserberg.

Einer der vielen Grenzhunde.

 

 

 

Gerade noch rechtzeitig sind nun die Feldlerchenbestände erhoben worden. Bei der Gesamtmelioration ist darauf Rücksicht zu nehmen. Weil die Flächen im Naturpark Beverin liegen, bestehen gute Chancen, dass Massnahmen zum Schutz dieser wichtigen Feldlerchenpopulation zusammen mit den Bauern umgesetzt und auch finanziert werden können.

 

Weitere Informationen:

Artikel vom 1. Dezember 2017 in der Neuen Zürcher Zeitung
Beitrag im rätoromanischen Fernsehen vom 8. Juni 2017 über die Feldlerchen am Schamserberg
Beitrag im rätoromanischen Fernsehen vom 23. August 2017 über die Tscharneglias (Grenzhunde) am Schamserberg
Naturpark Beverin und die Wiesenbrüter
Informationen über die Feldlerche der Schweizerischen Vogelwarte Sempach

 

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