Die «Bagni di Craveggia» im Onsernonetal

RuinenmithistorischemBild

Bagni di Craveggia im Onsernonetal (Foto: Lukas Denzler)

1. Mai 2015 – Als ich vor Jahren einmal im Tessin war, wollte ich unbedingt ins Onsernonetal. Max Frisch wohnte ab 1965 in Berzona. In seinem Spätwerk «Der Mensch erscheint im Holozän» beschreibt er, wie sich ein alter Mann zu Fuss auf den Weg ins Maggiatal macht, weil das Onsernonetal nach einem Unwetter von der Aussenwelt abgeschnitten ist. Ich bin den Weg über den Passo della Garina ins Maggiatal schon einige Male gegangen.

Zuhinterst in der Valle Onsernone war ich aber noch nie. Von Locarno bis nach Spruga braucht der Bus mehr als eine Stunde. Von Spruga erreicht man zu Fuss nach drei Viertel Stunden die italienische Grenze. Am Ufer des Isorno befand sich auf italienischer Seite einst ein Kurhotel. Die Ruinen sind heute noch zu sehen.

Aus der Thermalquelle fliesst 28 Grad warmes Wasser. Die Quelle ist allerdings nicht sehr ergiebig, vielleicht einer der Gründe, weshalb das Kurbad nie richtig florierte. Das Hotel wurde 1812 erbaut, 1881 brannte es ab. Wieder aufgebaut, wurde es 1951 durch eine Lawine zerstört. Das Ende war besiegelt. 1978 spülte ein Unwetter weitere Teile der ehemaligen Anlage weg. Vor 15 Jahren wurden die verbliebenen Reste gesichert.

Im Keller der Ruine stösst der neugierige Besucher auf einige Überraschungen: Etwa auf alte Badewannen und fliesendes Wasser. Den Überresten des einstigen Kurbades stehen zwei neue steinerne Becken gegenüber – ein gelungene, sanfte Modernisierung!

Badewanne1

Im Keller der Ruine …

Badewannen2

In Reih und Glied …

ModerneWannen

Moderne Wannen …

Becken

Fotos: Lukas Denzler

Von der Schweizer Seite herkommend, erreicht man die «Bagni» über eine neue Brücke über den Isorno. Eine verlassene Kaserne, die einst italienischen Grenzwächtern als Unterkunft diente, lässt einen etwas schaudern. Im Oktober 1944 spielten sich hier dramatische Szenen ab, als italienische Faschisten auf Partisanen schossen.

Auf der Südseite des Onsernonetals befindet sich ein grosses Waldreservat. Dieses könnte einst einen Teil der Kernzone des Parco Nazionale del Locarnese bilden.

Videofilm über die Geschichte der Bagni di Craveggia

Artikel in der Zeitschrift Heimatschutz/Patrimoine 3/2016 – Die «Bagni die Craveggia» laden wieder zum Bade – Italienische Übersetzung: Finestra in lingua italiana

Artikel im Baublatt – 14. Oktober 2016 – Bagni di Craveggia – (.pdf-Dokument)

Club Alpion Svizzero Sezione Ticino – novembre 2016 – I Bagni di Craveggia pronto di nuovo per un bagno – (.pdf-Dokument – pag. 4-5)

Weitere Fotos:

Ruine Bagni di Craveggia

Isorno bei den Bagni di Craveggia

Steine im Bachbett

Blick von Spruga ins Onsernonetal

 

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