Auf dem Weg der Schweiz – und in Altdorf

Telldenkmal

Das 1895 errichteteTelldenkmal in Altdorf.

12. Oktober 2014 – Als der Dichter und ehemalige tschechische Präsident Vaclav Havel 2001 in der Schweiz auf Staatsbesuch weilte, besuchte er das Rütli. Es war seine Idee, diesen mythischen Ort zu besuchen. Moritz Leuenberger bedankte sich bei ihm dafür und sagte, Havel habe ihm das Rütli «zurückgegeben».

Ich war noch nie auf dem Rütli. Einmal im Leben muss es ja sein, sagte ich mir. Und ich wollte die Wiese auf dem «Weg der Schweiz» erwandern. Doch wie ich rasch feststellen musste, nahm ich diesen in verkehrter Richtung unter die Füsse. Alle 26 Kantone beteiligten sich am Weg, der beim Rütli startet und im Gegenuhrzeigersinn rund um den Urnersee nach Brunnen führt. Die ersten Wegabschnitte übernahmen die Urkantone, den Abschluss macht als jüngster Kanton der Jura. Doch der Weg von der jüngeren Geschichte zurück bis nach 1291 erscheint mir eigentlich logischer – und auch angenehmer, denn auf dem Teilstück von Zürich ist ein steiler Abstieg nach Bauen zu bewältigen. In umgekehrter Richtung – so wie ich den Weg machte – ist der Aufstieg über die Stufen jedoch vergleichsweise angenehm.

Übernachtet habe ich in Altdorf. Ich war überrascht, wie schön der Ort ist. Man trägt dem Dorfbild offensichtlich Sorge. Altdorf hat deshalb 2007 den Wakkerpreis erhalten. Ich entschliesse mich für einen Abendspaziergang. Hinter dem Telldenkmal leuchtet der Vollmond. Im Zentrum des Denkmals stehen Wilhelm Tell und Sohn Walter. Links neben der Statue steht auf der Bronzeplatte: «Erzählen wird man vom Schützen Tell» – und rechts: «So lang die Berge steh’n auf ihrem Grunde». Wow! Man mag von der Legende Wilhelm Tells halten, was man will. Aber die Geschichte hat Kraft.

Die Urner sind eigene Leute. Aber ich glaube, man unterschätzt sie. Ich habe heute Abend sehr gut gegessen. Der Urner Birnenschnaps war ausgezeichnet. Wenige Schritte vom Telldenkmal ein Brillengeschäft – die Auswahl im Schaufenster einfach präsentiert, aber mit persönlicher Handschrift. Vor der Post steht eine rote Riesenbank – ein Objekt, normaler könnte es nicht sein. Völlig unaufgeregt. Doch je länger man hinschaut, umso schräger kommt es einem vor. Wer sich selber ein Bild davon machten möchte, ist eingeladen, den Link weiter unten anzuklicken.

Zurück in der Hotelbar trinke ich noch ein Bier – «Äs Blonds Stiär Biär» der gleichnamigen Kleinbrauerei in Altdorf. Auf der Etikette steht: «Einzigartig und unzähmbar – das ist unser Stiär Biär. Gebraut mit kristallklarem Wasser aus der wilden Urner Bergwelt. Unverkennbar, besser, anders.» – Hoppla. Das Bier schmeckt tatsächlich kräftig. Definitiv kein Einheitsgebräu.

Foto von der Riesenbank vor der Post

Stimmungsbilder vom Urnersee und dem Reussdelta (.pdf Dokument)

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